So geht es auch!

Wo ist der Müll rechts und links der Zufahrtstraße nach Brodhagen geblieben? Er wurde aufgesammelt – so die kurze Antwort. Aber so einfach ist es dann doch nicht. Es gibt eine interessante Geschichte dazu.

Thoralf Schultz aus Brodhagen fährt die Strecke, oft mehrmals täglich, entlang. Er ärgerte sich jedesmal über die in allen Farben leuchtenden Zeugnisse menschlicher Zivilisation an der Straße. Wären diese tausende Jahre alt, würden sie die Archäologen erfreuen. Den Müll von heute tausend Jahre unter Schutz zu stellen um spätere Generationen einen Einblick in unsere Lebensweise zu geben, ist keine echte Option.

Also dachte sich Herr Schultz: » Der Müll muss weg! «. Bevor er reflexartig zum Telefon griff, überlegte er sich: » Wen rufe ich nun an, das Ordnungsamt, den Bauhof oder doch lieber den Bürgermeister? « Dann überlegte er sich, dass der Aufwand zum Wegräumen des Mülls nicht sonderlich groß ist. Eine halbe Stunde mit Hilfe aus der Familie und einer Investition von drei Müllsäcken sollte die Natur wieder ungetrübt zum Vorschein kommen lassen. Auch nicht viel mehr, als von „Pontius zu Pilatus“ zu telefonieren um die Zuständigkeiten zu klären und der Familie den Abend zu vermiesen durch Lamento am Abendbrottisch.

Gedacht – getan, seine Kinder musste Herr Schultz nicht lange überzeugen, sie fanden die Idee gut. Selbst ein Gast im Haus, die Freundin eines Sohnes von Herrn Schultz, beteiligte sich ohne zu murren an der Aktion. Samstag Vormittag war ideales Wetter für die Aktion. Ein Schelm, wer dabei an die russische Vokabel für Sonnabend – Subbota denkt. Der daraus resultierende Begriff Subbotnik war schließlich ein sozialistisches Synonym für Frühjahrsputz. Der Familie Schultz war das egal. Am Ende wurde es eine Aktion von eineinhalb Stunden, bei der aus drei geplanten Müllsäcken ein PKW-Anhänger voll wurde. Eineinhalb Stunden an der frischen Luft mit dem guten Gefühl etwas getan zu haben.

Mich hat das beeindruckt, als ich davon erfuhr. Nicht lange quatschen – lieber handeln. Schön, dass es so etwas noch gibt.

Ihr Bürgermeister
Ulf Lübs

Ein Nachtrag für alle Sarkastiker: Heute, drei Tage später, sprang mir dort schon wieder frischer Müll ins Auge …