Bürgerbrief

Am 15. August schrieb Herr Gerd Zickert an info@reddelich.de. Herr Zickert war von 2001 bis 2006 Bürgermeister der Gemeinde Reddelich. Das Angebot zur redaktionellen Überarbeitung seines Textes hat er abglehnt. Nachfolgend der Textlaut der Korrespondenz mit dem amtierenden Bürgermeister:

sehr geehrter herr lübs, kürzlich las ich sie würden gerne daß junge u. alte menschen sich in reddelich wohlfühlen.aber was tun sie dafür? mit verboten ,geboten u.alten obstsorten werden sie wohl kaum einen jungen menschen im ort halten.die ständige negativen auftritte von ihnen in der tagespresse nerven langsam.wer nichts für die jugend macht,ihnen sogar ihre in eigeninitiative gebaute radbahn wegen einer gesichteten haselmaus ihrer nachbarin mit großem gerät zu leibe rückt(wer hat denn die arme haselmaus gerettet?!)kann wohl kaum mit zustimmung rechnen.übrigens hatten die kinder auf ihre kosten radlader,material usw.organisiert. jetzt ist zu lesen sie haben einen wettbewerb ausgeschrieben dessen finanzierung in den sternen steht.da kam der sternschnuppenregen ja genau zur richtigen zeit! gerd zickert

Gleichfalls am 15. August antwortete der Bürgermeister:

Verehrter Herr Zickert,
natürlich haben Sie recht, ich kommuniziere gerne und oft, dass Reddelich eine junge Gemeinde ist. Daran möchten weder ich, noch die Gemeindevertretung etwas ändern. Die haushaltstechnischen Nachteile, die uns daraus erwachsen, werden wir schon schultern, davon bin ich überzeugt.

Als Ziel der Gemeindeentwicklung zu definieren, jeden Jugendlichen durch attraktive Angebote in der Gemeinde zu halten ist illusorisch und wenig praxisnah. Da sehe ich es auch als meine Aufgabe an, die Möglichkeiten unserer Gemeinde, mit ihren knapp 1000 Einwohnern, realistisch einzuschätzen. Unsere gut 50 Gewerbebetriebe sind schlicht nicht in der Lage, allen Heranwachsenden aus Reddelich und Brodhagen eine berufliche Ausbildung zu ermöglichen. Über die Möglichkeiten zur akademischen Ausbildung in der Region ließe sich wohl endlos streiten. Daran ändern kann Reddelich eher nichts. Meinen Enkeln empfehle ich, in jungen Jahren auszuschwärmen und die Welt zu erkunden. Wenn sie dabei immer im Hinterkopf behalten, dass es an der Mecklenburgischen Ostseeküste eine kleine – aber feine – Gemeinde gibt, in der es sich wunderbar leben lässt, haben wir viel erreicht. Wenn sie dann vielleicht irgendwann zurückkehren …

Dass Reddelich in der öffentlichen Wahrnehmung durchaus als Gemeinde empfunden wird, in der Kinder unbeschwert und in einem schönen Umfeld heranwachsen können, beweisen die permanente Zuzüge junger Familien mit Kindern. Auch die stetige Nachfrage nach Wohnmöglichkeiten in Reddelich oder Brodhagen deutet wenig auf exorbitante Regulierungswut bei der Entfaltung von Kindern und Jugendlichen. An dieser Nachfrage möchten wir, die Gemeindevertretung, ansetzen. Da gilt es viel Planungsrückstand aufzuholen. Aus Ihrer Zeit als Bürgermeister von Reddelich dürfte Ihnen noch geläufig sein, welche Zeiträume derartige Planungen beanspruchen.

Klar ist mir, wie auch allen in der Gemeinde aktiven Mitbürgern, dass sich die Angebote für Kinder und Jugendliche verbessern lassen. Diese Aussage zieht sich durch sämtliche Publikationen, in denen seriös über Reddelich und Brodhagen berichtet wird. Völlig unstrittig ist auch, dass alle Aktivitäten nur im Rahmen geltenden Rechts stattfinden können. Diesbezüglich muss ich Sie, als ehemaligen Bürgermeister sicher nicht belehren.

Wenn von mir, zugegebener Maßen, wenig eigene Initiative für Kinder und Jugendliche ausgeht, möchte ich das auch mit den vielen Gedanken begründen, die sich andere aktive Gemeindemitglieder machen. Feuerwehr mit Feuerwehrverein engagieren sich traditionell sehr in Jugendarbeit. Sie selbst waren mal Jugendwart bei der Freiwilligen Feuerwehr Reddelich. In diese Fußstapfen tritt auch die neu gewählte Wehrführung. So gehört Reddelich seit diesem Jahr zu den wenigen Kommunen, die eine Kinderfeuerwehr haben. Verweisen möchte ich auch auf die Titelgeschichte der aktuellen Raducle, unserer Dorfzeitung, in der vom 2. Familiensportfest berichtet wird. Dieses wurde unter der Schirmherrschaft des Kulturvereins organisiert, der sich seit seiner Gründung 2007 der Kinder- und Jugendförderung verpflichtet fühlt. Sie können mir glauben, der Vorstand prüft, gemeinsam mit engagierten Mitgliedern, jedes Angebot auf Machbarkeit. Schließlich sind die dort Aktiven in der Mehrzahl auch Eltern.

Die von Ihnen angesprochene Crossbahn am Jennewitzer Landweg, wurde seinerzeit vom damaligen Bürgermeister Erhard Rünger abgenickt, der sich meinen Rat als damaliges Bauausschussmitglied einholte. Beide waren wir uns einig: Stellt die Gemeinde einen offiziellen Antrag dafür, würde dieser mit höchster Wahrscheinlichkeit abgelehnt. Schließlich ist das Areal dort als Wald deklariert. Was man in Wäldern alles machen darf, dämmert Ihnen vielleicht noch. Viel ist das ist jedenfalls nicht. Dass die „arme Haselmaus“ zum Anlass für die Schließung wurde, hatte auch viel mit der Art und Weise zu tun, wie das Areal schließlich genutzt wurde. Ein mäßigender Einfluss durch Erziehungsberechtigte ließ sich dort nicht erkennen. Der damalige Bürgermeister konnte gar nicht anders, als die Duldung zurückzunehmen. Ein Antrag auf Prüfung anderer Möglichkeiten zum crossen liegt übrigens weder mir, noch der Verwaltung vor.

In ihrem Text erkenne ich eine ironische Anspielung auf das Projekt Reddelicher Obstarche. Wenn ich darauf verweise, dass dies auch keine Initiative von mir ist, so tue ich das aus Respekt vor der Initiatorin und den aktiven Mitgliedern der Projektgruppe. Ich bin von der Idee und dem Enthusiasmus bei der Umsetzung überzeugt und reihe mich gerne in die Schar der Unterstützer ein. Im Zusammenhang mit Jugendarbeit verstehe ich ihre Ironie allerdings nicht. Das Projekt bezieht ausdrücklich auch Jugendliche mit ein.

Schön, wie Sie sich wenigstens am Schluss ihres Artikels erinnern, dass es irgendwie auch immer um Geld geht. Auch bei den Kosten für Beschulung und Betreuung von Kindern ist die Entwicklung seit ihrer Amtszeit nicht stehen geblieben. Unser aktueller Haushalt sieht rund 170.000 € dafür vor. Darüber hinausgehende Leistungen werden durch die Kommunalaufsicht als freiwillige Leistung eingestuft, für die wir keinen Kassenkredit bewilligt bekommen. Wir bemühen uns trotzdem, z. B. die Spielplätze auf Gemeindegebiet zu erhalten und die Kinder- und Jugendfeuerwehr nach Möglichkeiten zu unterstützen.

Von den vier Beiträgen zur Neugestaltung des Gemeindezentrums war einer von einer Jugendlichen aus Reddelich! In ihrem Artikel kann ich jedoch dazu keinen konstruktiven Vorschlag erkennen. Da werde ich mal schauen, ob meine Wünsche an diverse Sternschnuppen dazu hilfreicher sind – um bei ihrer Metapher zu bleiben.

Im Übrigen tut es mir leid, dass Sie augenscheinlich nur die destruktiven Veröffentlichungen zur Gemeindearbeit zur Kenntnis genommen haben. Es gab und gibt auch reichlich Konstruktives zu berichten.

Mit besten Grüßen
Ulf Lübs

Die Antwort von Herrn Zickert lautet:

sehr geehrter lübs, ihre antwort erhält sehr viel bla bla,mich hat in ihrer veröffentlichung die reihenfoge der gefährdung besonders aufgestoßen 1.hund 2. katze und dann erst kinder.sie brauchen meine e-mail weder zensieren noch redaktionel nachbearbeiten,im übrigen ist die arbeit der ffw nicht hoch genug einzuschätzen.wenn sie ihren enkeln raten hier wegzuziehen ist das ihre sache.und wenn sie wissen wer gegen irgendwelche gesetze verstößt erschließt sich mir nicht warum deshalb die örtliche presse eingeschaltet wird.ihnen scheint tatsächlich nicht bewußt zu sein welchen imageschaden diese art der veröffentlichungen haben,denn es ist nicht die erste . gerd zickert

Herr Lübs hat keinen weiteren Kommentar zu dem Disput.